Warum schreit das ICH so laut? Selbstbildnisse.
Der Anhaltische Kunstverein Dessau zeigt, im Rahmen einer umfassenden Gruppenausstellung, künstlerische Positionen zum Thema Selbstbildnisse. Zu sehen sind Selbstporträts fast aller ausgestellten Künstler, seit der ersten Ausstellung im Mai 1995, im Foyer unseres Anhaltischen Theaters.
Übrigens, ehe die Frage kommt: Bei 163 Ausstellungen ist das Verhältnis Malerinnen und Maler: 50 Frauen und 100 Männer. So schlecht ist das nicht.
Die Zeit hat einen neuen Trend ausgemacht. Menschenbilder feiern derzeit in Ausstellungen eine Renaissance. Je mehr das Körperliche in der digitalen Welt schwindet, desto mehr scheint sich die Sehnsucht nach (be)greifbaren, uns als Gegen- und Widerstand im Weg stehenden Subjekten Bahn zu brechen. Die Porträtmalerei kehrt zurück, und zwar mit Macht. Dabei gilt sicher aber auch, das die Künstler*Innen, die 1zu1– Aussage über die eigene Person sehr oft vermeiden. Sie treffen eher Aussagen über das Genre selbst.
Mit Nora Mona Bach, Dieter Bankert, Franca Bartholomäi, André Bednarczik, Claudia Berg, Arno Bojak, Jens Eigner, Xenia Fink, Alfred Frank, Rainer Gerson, Dieter Gilfert, Kathrin Göpfert, Gisela Grade, Bernd Göbel, Moritz Götze, Katrin Günther, Klaus Hartmann, Frank Hauptvogel, Walter Herzog, Madeleine Heublein, Siegfried Otto Hüttengrund, Nancy Jahns, Erika John, Christiane Jung, Ulrike Kirchner, Edgar Knobloch, Fridolin M.Kraska, Dieter Kränzlein, Otto Fischer-Lamberg, Max Liebermann, Jürgen Ludwig, Gerhard Marcks, Franz Markgraf, Wilfried Meinharth, Florian Merkel, Una H.Moehrke, Karl Nolde, Lars Petersohn, Hans-Hermann Richter, Alexander Rodtschenko, Einar Schleef, Cornelia Schleime, Erik Seidel, Jürgen Spitzer, Ursula Stroedicke, Hans Stein, Carlheinz O. Städter, Peter Sylvester, Günter Albert Schulz, Ulrich Tarlatt, Miriam Vlaming, Frank Voigt, Ullrich Wannhoff, Dietrich Wenzel, Berndt Wilde, Fritz Winter, Daniela Witzel, Wols und Katrin Zickler.
Ein Fazit könnte sein: Das traditionelle gemalte Selbstporträt ist heute Geschichte.
In unserer Gesellschaft ist aus dem: 'Ich denke, also bin ich’, ein 'Ich fotografiere, ich dokumentiere, also bin ich’ geworden".
Einführung: Gerhard Lambrecht, AKV
Musik: Jörg Naumann, Saxophon
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit Abbildungen aller ausgestellten Werke und einer Übersicht aller Ausstellungen des Anhaltischen Kunstverein Dessau.
1.Dezember 16.00 Uhr Orangerie der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau, Puschkinallee 100
Lesung Jutta Hoffman:
Sie liest, Einar Schleef, von dem wir auch ein Porträt in unserer Ausstellung haben, aus "Und der Himmel so blau”