Der Anhaltische Kunstverein zeigt Ullrich Wannhoff mit 24 Gemälden zum Gilgamesch-Epos.
Seine Kunst ist zuallererst eins: sie ist authentisch und somit wahrhaftig; denn sie schöpft aus der unmittelbaren Anschauung der Natur und erwächst aus dem Studium uralter Mythen. Überdies ist seine Malerei nicht angepasst und der Künstler sich treu geblieben; Wannhoff folgt, weder Modernismen noch Trends, um sich interessant zu machen.
Weder die Themen noch die Malweise haben sich seit den Anfängen seiner künstlerischen Betätigung zu Beginn der 1980er Jahre maßgeblich verändert. Nach wie vor schöpft der Künstler aus seinen Erlebnissen, die er maßgeblich in den menschenleeren, wilden Gegenden im Fernen Osten, namentlich die Region (Halbinsel) Kamtschatka erfahren hat. Und er hat sich mit dem ersten Großepos der Weltliteratur, dem ersten existentialistischen Werk der Menschheit, dem 2000 v. Chr. von einem anonymen babylonischen Dichter auf Tontafeln gemeißelt Mythen des Gilgamesch faszinieren und inspirieren lassen. In einer klaren und kraftvollen Sprache erzählt es die Geschichte des gottgleichen Gilgamesch, König der sumerischen Stadt Uruk, der sich gemeinsam mit seinem tierähnlichen Freund Engidu auf die Suche nach dem Kraut des ewigen Lebens gemacht hat, mit dem Ergebnis, dass das Leben endlich ist. Im Epos wie auf erhaltenen Figurenreliefs verdichten sich menschliche Urängste und finden teilweise Erlösung im diesseitigen Handeln.
Immer wieder wird im Epos auf den Antagonismus zwischen Natur und Zivilisation verwiesen. Diese sinnlichen Naturerfahrungen, wie sie im Gilgamesch sowie in seinem eigenen Erleben in Nord-Asien existieren, faszinieren Wannhoff. Sowohl Tyrannei, als auch Gier nach Macht und bloße Brutalität, aber mehr noch – nach der Läuterung des Helden – Gefühle von Liebe und Melancholie. Diese seien für ihn entscheidender und interessianter, so der Künstler. Mit archaischer Wucht und starkem Ausdruck in der Farbe sowie durch die Vereinfachung und starken Umränderung der Formen nähert sich Wannhoff dem Thema an und kann ihm so gerecht werden.
Dr. W.Savelsberg