KUNST­­HALLE / Dessau: Eröff­­nungs­­ausstel­­lung – Episo­­den aus der Pande­­mie

Ausge­wählte inter­na­ti­o­nale Künst­ler:innen, die im Corona-Lock­down unab­hän­gig vonein­an­der die Kunst als Vehi­kel nutz­ten, um diese Zeit hinter sich zu lassen oder deren Beson­der­hei­ten einzu­fan­gen, zeigen ihre in diesen zwei Jahren entstan­de­nen Werke in einer Ausstel­lung mit dem Titel Episo­den aus der Pande­mie, die am 16.Juli 2022 in den neuen Räumen der Kunst­halle / Dessau eröff­net wird.

Zum ersten Mal kommen sechs bemer­kens­werte Künst­ler:innen; ein Desi­g­ner und ein Kura­tor zusam­men, die unter­schied­li­che Ziele verfol­gen, mit verschie­de­nen Medien arbei­ten und in diesem neuen Ort in einen Dialog treten. Die Kunst­halle in Dessau befin­det sich inmit­ten eines span­nen­den Umfel­des, unweit des neuen Bauhaus-Museum und der Dessauer Innen­stadt, und wird von einem Mix aus Film, großen Wand­zeich­nun­gen und klei­nen Werken auf Papier, Gemäl­den, Raum­in­stal­la­ti­o­nen und Papiers­kulp­tu­ren gefüllt. Einige Künst­ler:innen doku­men­tier­ten das Gesche­hen tagtäg­lich, andere hiel­ten den Moment abstrakt fest. Die Ausstel­lung wird von Esenija Bannan kura­tiert in Zusam­me­n­a­r­beit mit Katrin Günther.

Künst­ler:innen

Greg Bannan Kurz­film The Boy with the Kite: Inmit­ten der Pande­mie und während des ersten harten Lock­downs im Jahr 2020 nahm der Künst­ler seinen Sohn mit in den Park auf dem Gelände des ehema­li­gen Berli­ner Flug­ha­fens Tempel­hof, um dort einen Drachen stei­gen zu lassen und um stun­den­lang zu beob­ach­ten, wie er sich durch den Himmel schlän­gelte und wie dabei die Zeit verging. Der Film doku­men­tiert nur einen kurzen Moment, der heute Teil unse­rer Zeit­ge­schichte gewor­den ist.

Emma­nuel Born­stein und Vladi­mir Pota­pov Zeich­nun­gen und Gemälde Chro­nicle of Isola­tion: Gezeigt werden 50 Arbei­ten aus der Serie Chro­nic­les of Isola­tion, die insge­samt 147 Arbei­ten umfasst, die die beiden befreun­de­ten Künst­ler im ersten Corona-Lock­down 2020 geschaf­fen haben. Emma­nuel in Berlin und Vladi­mir in Moskau. Abwech­selnd haben sie alltäg­li­che Gegen­stände und Momente aus der Isola­tion auf ihren Lein­wän­den fest­ge­hal­ten. Anschlie­ßend teil­ten sie ihre Bilder in den sozi­a­len Medien und fügten ihre Kommen­tare zu den Beiträ­gen des jeweils ande­ren hinzu.

Katrin Günther’s Groß­for­ma­tige Tusche­zeich­nung und der Kurz­film To the Hori­zon­tal: Für das inter­na­ti­o­nale Film- und Ausstel­lungs­pro­jekt Mies Goes Future im Mies van der Rohe Haus (Haus Lemke) in Berlin, schuf die Künst­le­rin eine Wand­zeich­nung vor Ort. Der krea­tive Prozess wurde in einem Film fest­ge­hal­ten, der eben­falls in der Ausstel­lung zu sehen ist. Die Zeich­nung, die inmit­ten des Lock­downs krei­ert wurde, eröff­net den Dialog und zeigt gleich­zei­tig die Verbin­dung zur Archi­tek­tur von Mies van der Rohe und öffnet zugleich den Raum für Zukünf­ti­ges.

Monika Grzy­mala Sumi­na­ga­shi – Tusche­zeich­nun­gen Line of Flight: In dem Still­stand der Zeit, widmete sich die Künst­le­rin dem Schaf­fen­s­pro­zess schwe­ben­der Tusche­zeich­nun­gen, eine alte Methode der Papier­mar­mo­rie­rung namens Sumi­na­ga­shi. Der Stapel von Mono­prints wurde tagtäg­lich höher, wie Sedi­ment­schich­ten stapeln sich ihre Zeit und Exis­tenz. Die in der Flüs­sig­keit entste­hen­den bild­li­chen Land­schaf­ten lassen die Künst­le­rin eintau­chen, verges­sen und wieder auf Reisen gehen.

Tim Lauter­wald’s Kurz­film Der Nach­bar: Das Film­pro­jekt entstand unter dem Motto „Der Text gibt den Ton an – mit „Voi­ceo­ver“ expe­ri­men­tie­ren“ und handelt davon, wie Bilder durch Texte, sei es Lyrik, Prosa, philo­so­phi­sche Abhand­lun­gen bis hin zu Texten aus dem Grund­ge­setz, maßgeb­lich beein­flusst werden.

Bodo Rau’s Doku­men­ta­r­film – Die Flie­gende Kuh von Bahnitz von Silke Cölln (rbb): Im länd­li­chen Raum leitet der Kura­tor Bodo Rau und Künst­ler den Kunst­ver­ein Bahnitz, ein Ort voller Begeg­nun­gen mit Ausstel­lun­gen inter­na­ti­o­na­ler und loka­ler Künst­ler. Mitten in der Pande­mie wurde eine Ausstel­lung in den pausie­ren­den Modus versetzt. Der Film doku­men­tiert diese skur­rile Zeit und Situa­tion und zeigt gleich­zei­tig die Bedeu­tung der Kunst und Kultur für unsere Gesell­schaft.

Iris Schie­fer­stein Sola­r­pa­nele Paral­lel I und II und III: Die Skulp­tu­ren sind für die Kunst­se­rie, in der sich der Künst­ler und Grün­der der Little Sun Foun­da­tion, Ólafur Elías­son, mit dem Thema Sonnen­pa­neele und Sola­r­ener­gie ausein­an­der­setzt und dessen Erlöse Kindern in Afrika zugute kommen werden. Bevor Elías­son Schie­fer­steins Werke zeigt, werden sie in der Kunst­halle zum ersten Mal präsen­tiert.

Kura­to­rin Esenija Bannan wurde 1978 in Gazal­kent, Usbe­kis­tan gebo­ren, studierte Kunst­ge­schichte in Los Ange­les, Kali­for­nien und arbei­tete im J. Paul Getty Museum. Von 2017 bis 2020 war sie als Kura­to­rin in der Tcho­ban Foun­da­tion. Museum für Archi­tek­tur­zeich­nung in Berlin tätig und arbei­tet seit 2021 als freie Kura­to­rin in verschie­de­nen Museen und Kultur­in­sti­tu­ti­o­nen welt­weit, darun­ter Oscar Niemeyer Museum in Curi­tiba, Brasi­lien, Saat­chi Gallery in London, UK und Tokyo Art Museum in Japan. Sie ist Kura­to­rin des inter­na­ti­o­na­len Film- und Ausstel­lungs­pro­jekts Mies Goes Future, zu dem welt­weit Künst­ler, Archi­tek­ten sowie Kunst- und Archi­tek­tur­his­to­ri­ker einge­la­den werden, die Zukunft des Mies van der Rohe Hauses in Berlin als Insti­tu­tion mitzu­ge­stal­ten. Darüber hinaus unter­rich­tet Bannan Kura­to­ri­sche Praxis und Ausstel­lungs­de­sign an der Hoch­schule Anhalt in Dessau und ist Heraus­ge­be­rin von zahl­rei­chen Texten und Publi­ka­ti­o­nen.

Episo­des from the Pande­mic

Over the past two years many episo­des of our lives have (unex­pec­tedly) touched, moved or frigh­te­ned us. The concert halls fell silent, streets became empty, the skies turned clear. We with­drew oursel­ves from what was fami­liar: family, friends, nature or art. During the Corona lock­down, a selec­tion of inter­na­ti­o­nal artists, who inde­pen­dently from one another used art as a vehicle to pass this time or to capture its pecu­lia­ri­ties, will present their works crea­ted during these two years in an exhi­bi­tion entit­led Episo­des from the Pande­mic, which opens on July 17, 2022, in the new space of the Kunst­halle in Dessau. In this new venue and for the first time, six remar­ka­ble artists, a desi­g­ner and a cura­tor, all pursuing diffe­rent goals and working with diffe­rent media come together to engage in a dialogue. The Kunst­halle is loca­ted in the midst of an exci­ting envi­ron­ment, surroun­ded by the Bauhaus Museum in Dessau and the city centre. The exhi­bi­tion combi­nes the presen­ta­tion of film, large-format drawings and small works on paper, pain­tings, spatial instal­la­ti­ons and paper sculp­tu­res. Some artists docu­men­ted the events on a daily basis, others captu­red the moment in an abstract way. The exhi­bi­tion is cura­ted by Esenija Bannan in colla­bo­ra­tion with Katrin Günther.

Artists:

Greg Bannan: Short Film The Boy with the Kite: The story of kite flying has shown up throug­hout history in cave pain­tings, as a signal during medie­val batt­les, as a fishing tech­ni­que, science and in lite­ra­ture. In the midst of pande­mic and facing the first hard lock­down in 2020, the artist took his boy to the park of the what used to be Berlin Tempel­hof Airport, to fly their kite spen­ding hours watching it mean­de­ring across the sky and passing time. This short film captu­res only a frag­ment of a moment that is now part of our contem­po­rary story.

Emma­nuel Born­stein and Vladi­mir Pota­pov Drawings and Pain­tings Chro­nicle of Isola­tion: On display are 50 works (tbc.) from the series Chro­nic­les of Isola­tion, which inclu­des a total of 147 works the two artists crea­ted during the first Corona lock­down in 2020. Emma­nuel in Berlin and Vladi­mir in Moscow. They took turns captu­ring every- day moments and objects on their canva­ses and then shared their images on social media, adding their comments to each other’s posts.

Katrin Günther: Large-format Ink Drawing and Short Film To the Hori­zon­tal?For the inter­na­ti­o­nal film- and exhi­bi­tion project Mies Goes Future at the Mies van der Rohe House (House Lemke) in Berlin, the artist crea­ted a drawing on site. The crea­tive process was captu­red on film that is presen­ted in the exhi­bi­tion. In the midst of the lock­down the artist crea­ted a large ink drawing that opens a dialogue showing the connec­tion to the archi­tec­ture of Mies van der Rohe and at the same time opens up space for the future.

Monika Grzy­mala Sumi­na­ga­shi – Ink Drawings Line of Flight: In the stag­na­tion of time, the artist devo­ted herself to the process of crea­ting floa­ting ink drawings, an ancient marble paper tech­ni­que called Sumi­na­ga­shi. Every day the pile of mono­prints became higher like layers of sedi­ment that trace their time and exis­tence. The picto­rial lands­ca­pes crea­ted in the liquid allow the artist to immerse, forget and travel again.

Tim Lauter­wald Short Film The Neigh­bour: The film project was crea­ted under the theme "The Text Sets the Tone – expe­ri­men­ting with ‘voice-over’ and is about how images are signi­fi­cantly influ­enced by texts, whether it is poetry, prose, philo­so­phi­cal trea­ti­ses or the full-text tran­s­cript of the Consti­tu­tion.

Bodo Rau Docu­men­tary The Flying Cow of Bahnitz by Silke Cölln (rbb): The German cura­tor Bodo Rau and artist runs an art asso­cia­tion in a rural area called Bahnitz, a place full of encoun­ters with exhi­bi­ti­ons of inter­na­ti­o­nal and local artists. In the middle of the pande­mic, one of the exhi­bi­ti­ons in Bahnitz was put on hold. The film docu­ments the situa­tion during this bizarre time and simul­ta­neously captu­res the import­ance of art and culture for our soci­ety.

Iris Schie­fer­stein Solar Panels Paral­lel I and II and III: The sculp­tu­res are part of the Solar Panel Art Series, in which artists explore solar panels and solar energy. The artworks are being sold to raise money for the Little Sun Foun­da­tion, which was esta­blis­hed by artist Ólafur Elías­son to provide clean energy to school child­ren and teachers living without access to energy in Sub-Saha­ran Africa. Before Elías­son shows Schie­fer­stein’s works, they will be presen­ted at the Kunst­halle for the first time.

Cura­tor Esenija Bannan  was born in Gazal­kent, Uzbe­kis­tan in 1978, studied art history and worked at the J. Paul Getty Museum in Los Ange­les, Cali­for­nia. From 2017 to 2020, she was a cura­tor at the Tcho­ban Foun­da­tion, Museum of Archi­tec­tu­ral Drawing in Berlin, and since 2021 has worked as an inde­pen­dent cura­tor with various muse­ums and cultu­ral insti­tu­ti­ons world­wide, among them Oscar Niemeyer Museum in Curi­tiba, Brazil, Saat­chi Gallery in London, UK and Tokyo Art Museum in Japan. She is cura­tor of the inter­na­ti­o­nal film- and exhi­bi­tion project Mies Goes Future, invi­ting artists, archi­tects, art- and archi­tec­tu­ral histo­ri­ans world­wide to help shape the future of the Mies van der Rohe House in Berlin as an insti­tu­tion. Bannan also teaches cura­to­rial prac­tice and exhi­bi­tion design at the Anhalt Univer­sity of Applied Sciences in Dessau and is the editor of nume­rous texts and publi­ca­ti­ons.

Einfüh­rung: Esenija Bannan, Kura­to­rin